Kalyana Yoga

Friedvolle Weihnachten mit den vier Herzensqualitäten (Bhavanas)

Was wünschst du dir von Herzen zu Weihnachten? Wie soll dein Fest werden?

Vielleicht ist dein Weihnachten dieses Jahr ganz anders als das letzte? Weil zum Beispiel ein wichtiger Mensch nicht mehr da ist, sich deine Familienkonstellation verändert hat oder du die Feiertage allein verbringst?

Oder du stehst vor der alljährlichen Herausforderung des „Festes der Familie“ mit all ihren unterschiedlichen Bedürfnissen, Wünschen und Erwartungen.

Nicht selten endet das Fest im Streit oder Missstimmung – obwohl wir uns doch so sehr ein friedvolles Zusammensein wünschen. Vielleicht kennst du auch Momente, in denen es sich anfühlt, als hätte ein Familienmitglied bei dir „einen Knopf gedrückt“?

In Vorbereitung auf diesen Blogartikel habe ich mal Google befragt und zahlreiche Artikel und Statistiken gefunden, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Demnach wird leider fleißig gestritten an den Feiertagen.

Unabhängig davon, wie dein Weihnachtsfest dieses Jahr sein wird, die nachfolgenden Qualitäten oder Haltungen aus dem klassischen Yoga können dir helfen, gelassen und im Frieden zu sein und zu bleiben. Sie sind nicht an eine Jahreszeit gebunden, ich sehe Weihnachten aber als eine schöne Einladung, sie zu kultivieren – oder auch als besondere Herausforderung. 

Wie kann Yoga mich unterstützen?

Vor vermutlich ca. 2000 Jahren entstand eine wichtige Yogaschrift, das Yoga Sutra von Patanjali. In diesem Leitfaden wird erklärt, wie der Zustand von Yoga im Geist erreicht werden kann. Im ersten Kapitel wird u.a. erklärt, wie wir über geistige Arbeit unser Wohlbefinden steigern können.

In Vers 1.33 geht es dann um die folgenden Herzensqualitäten (Bhavanas):

  • Maitri: Freundlichkeit, Freundschaft
  • Karuna: Mitgefühl
  • Mudita: Freude
  • Upeksha: Gleichmut, Geduld

Maitrikarunamuditopeksanam sukhadukhapunyavisayanam bhavanatasittaprasadanam

„Wenn es uns gelingt, ein liebevolles Gefühl den Menschen gegenüber zu hegen, die glücklicher sind als wir, Mitgefühl mit denjenigen zu haben, die unglücklich sind, uns zusammen mit denen zu freuen, die etwas Wertvolles tun, und uns nicht durch Irrtümer anderer Menschen aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen, wird in unserem Geist Ruhe einkehren.(Yoga Sutra Übersetzung & Interpretation von T.K.V. Desikachar, Verlag Via Nova 2011)

Patanjali erläutert hier, was für einen Effekt die Bhavanas auf uns haben: „… wird in unserem Geist Ruhe einkehren.“ Oder auch Frieden. Das klingt doch großartig, oder?

Was will uns Patanjali damit sagen? Wenn ich mich im Umgang mit anderen Menschen friedvoll verhalte im Sinne der vier Herzensqualitäten, kann auch mein Geist friedvoll werden. Wenn du dich also fragst, warum du dich so verhalten solltest: der Nutzen für dich liegt ganz klar auf der Hand – ein ruhiger Geist. Das halte ich für sehr wertvoll in der heutigen Zeit: aus einem ruhigen Geist können klare Handlungen entstehen, die meinen Wünschen und Bedürfnissen entsprechen – ein Weg zu mehr Glück und Lebensfreude.

Wie kann ich das erfahren?

Ich denke, dass es für das Kultivieren der vier Bhavanas auch sehr wichtig ist, sich seiner Haltung gegenüber sich selbst zuzuwenden. Die eigenen Gedanken spielen dabei eine große Rolle. Gehe ich freundlich mit mir um? Habe ich Mitgefühl mit mir selbst, wenn es mir mal nicht gut geht und kann mich mit lieben Gedanken stärken? Kann ich in meinem Leben Freude empfinden? Bleibe ich gleichmütig mit mir selbst, wenn mir etwas nicht gelingt, oder kommen Gedanken wie z.B. „Mensch bin ich blöd, wie dämlich von mir!“

Es lohnt sich auch, sich den Qualitäten einzeln anzunähern und nicht gleich alles auf einmal schaffen zu wollen. Kleine Schritte und Dranbleiben ist im Yoga häufig der Schlüssel.

Du kannst die Freundlichkeit (Maitri) zu dir selbst z.B. damit üben, indem du die Matte ausrollst und ein paar sanfte Asanas übst und ein paar Minuten in Stille verweilst und belastende Gedanken bewusst weiterziehen lässt, wie Wolken am Himmel. Oder du wendest dich zwischen den Jahren dem Thema der Rauhnächte zu, wie ich es in meinem letzten Blogpost beschrieben habe.

Im Folgenden geht es um die erste der vier Qualitäten.

Maitri: Freundlichkeit mir selbst und anderen gegenüber

Es gibt zahlreiche Studien aus der heutigen Zeit, die diese Aussage von Patanjali bestätigen. Beispielsweise wurde das Thema Freundlichkeit näher untersucht. Im Englischen gibt es den Ausdruck „random act of kindness“ also ein zufälliger Akt von Freundlichkeit gegenüber einer fremden Person. Hier findest du beispielhaft einen Artikel darüber. Indem du andere unterstützt, hilfst du dir selbst. Vielleicht kennst du das gute Gefühl, das sich einstellt, wenn du ohne Bedürfnis nach Gegenleistung eine freundliche Geste verschenkst? Was kannst du in dem Moment in deinem Geist wahrnehmen? 

Falls diese Erfahrung neu ist, probiere es aus – wann, wenn nicht an Weihnachten. Vielleicht ist es auch kein Zufall, dass die erste Herzensqualität ein bisschen an die Nächstenliebe im Christentum erinnert?

Die vier Bhavanas sind Qualitäten, an die ich mich das ganze Jahr über erinnere. Bewusst aufmerksam und freundlich zu sein ist in meinen Augen eine Achtsamkeitsübung, die jederzeit möglich ist. Für mich persönlich ist Upeksha eine besondere Aufgabe, da ich sehr ungeduldig sein kann und mich auch mal über etwas ordentlich aufregen kann. Manchmal darf das auch sein, wenn daraus eine sinnvolle Handlung entsteht, aber die kleinen Dinge dürfen gerne ohne Drama weiterziehen. 

Es sind in meinen Augen die kleinen Momente, die in Summe am (Jahres-)Ende etwas Großes entstehen lassen und den Geist in die Gelassenheit führen.

In diesem Sinne wünsche ich dir friedvolle Feiertage und einen entspannten Übergang ins neue Jahr!

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