Kalyana Yoga

Yoga Walk: die natürliche Verbindung von Hatha Yoga, Wald und Achtsamkeit

Stell dir vor, du kannst vor Schmerzen nicht mehr sitzen, liegen oder einfach nur stehen, sondern musst dich bewegen. Weil das eine Weile schon so geht, bist du müde, erschöpft und kannst nur noch langsam gehen. Das war meine Situation im Spätsommer 2015, in der ich zum ersten Mal ganz bewusst gespürt habe, wie heilsam die Wirkung des Waldes ist. Geistig, emotional und auch körperlich. Weil ich aufgrund eines schweren, sequestrierten Bandscheibenvorfalls nicht mehr anders konnte, bin ich jeden Tag mehrmals spazieren gegangen – am liebsten unter dichten Baumkronen mit der Möglichkeit, mich jederzeit anlehnen zu können und mein gestresstes Nervensystem zur Ruhe einzuladen.

Blick in die Baumkronen im Wald während der Zeit der Rauhnächte

Die Idee

Das langsame Gehen hat mir auch geholfen, bewusst in meine eigene Heilung zu kommen. Mich nicht aus Angst operieren zu lassen, sondern einen Schritt nach dem anderen das zu tun, was für mich richtig ist. Der Wald hat mitgeholfen, ich war bald wieder schmerzfrei und bin mir selbst ein großes Stück nähergekommen.

Aus dieser Erfahrung entstand mein Konzept zum Waldyoga: der Yoga Walk. Wie in einer normalen Yogastunde treffen wir uns für 75 Minuten und bewegen uns achtsam im und durch den Wald. Große Strecken werden nicht zurückgelegt, da es immer wieder Stationen am oder auch abseits des Weges gibt. Dort üben wir sanft dynamische und statische Yogahaltungen aus dem Stand (ohne Matte), sowie Atemtechniken und Achtsamkeitsübungen.

Seit dem Frühjahr 2017 können sich Naturverbundene und/oder Yoga-Übende im Weißenhorner Wald von mir anleiten lassen. Ich biete immer nur einzelne Termine an, keine Kurse, so dass jeder ganz einfach mal schnuppern und ausprobieren kann. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Lediglich Neugier und die bewusste Entscheidung, mit Hilfe der Natur zur Ruhe zu kommen, können helfen, in den Übungen richtig anzukommen.

2018 hat sich dann eine liebe Redakteurin der Neu-Ulmer Zeitung auf die Yogapraxis im Wald eingelassen und einen sehr schönen Artikel geschrieben.

Warum Wald und Yoga?

Das Üben von Yoga oder Hatha Yoga (damit sind die Körperübungen gemeint, auch Asanas genannt) hat mitunter zum Ziel, bei sich selbst und in einem Gleichgewicht anzukommen. Wörtlich übersetzt bedeutet der Wortursprung von Yoga, die Silbe „yui“ so viel wie „anjochen“ oder „anschirren“: Das Verbinden von zwei Ochsen mit dem Karren über das Joch. Mit einem Joch verbinden wir eher etwas Schweres und Anstrengendes und nicht wohltuende Yogastunden. Wobei es den fordernden Aspekt auf dem Yogaweg natürlich gibt, z.B. wenn wir eigentlich keine Lust auf die Praxis haben, der innere Schweinehund sehr träge ist oder beim Üben auf der Matte einfach keine Ruhe im Kopf einkehren will. Das kann besonders der Fall sein, wenn wir so sehr im Alltagsstress gefangen sind, dass er uns nicht loslässt.

Was hilft in solchen Momenten? Den Ort wechseln. Meiner Meinung nach am besten in die Natur gehen. Für mich ist das seit meiner Kindheit der Wald.

Yoga Walk Flyerbild

Im Wald gelingt mir vieles leichter

  • Gedanken zur Ruhe kommen lassen: durch das gleichmäßige Schwingen beim Gehen, kommt auch unser Gehirn in eine beruhigende, harmonische Frequenz sagen Hirnforscher.
  • Ein Schritt nach dem andern: ich darf in der Langsamkeit ankommen, die Zeit vergessen.
  • Mein eigener, innerer Raum wird (wieder) größer. Ich spüre, dass ich einfach nur sein darf und kann dieses Gefühl mit nach Hause nehmen.
  • Atmen: Bäume sondern Stoffe ab, sogenannte Terpene, die eine heilsame Wirkung auf unser Immunsystem haben können (in der warmen Jahreszeit ganz besonders).
  • In Japan wird die Wirkung des Waldes schon seit Jahren erforscht. Mittlerweile gibt es unterschiedlichste therapeutische Bereiche, in denen der Wald als natürliche Medizin genutzt wird.

Das sind zum Teil auch wichtige Punkte in der Yogapraxis, daher ist der Yoga Walk für mich eine ganz natürliche Verbindung.

Lichteinfall im Sommerwald

Darüber hinaus lädt uns die Natur ein, mehr in unseren eigenen natürlichen Lebenszyklus einzutauchen. Der Wechsel der Jahreszeiten zeigt, dass es eben nicht immer höher, schneller, weiter gehen kann. Das Leben selbst verläuft in Zyklen oder Jahreskreisen und zu einer aktiven Zeit (Sommer) immer auch eine Phase der Ruhe und des Rückzugs gehört (Winter). An diesen Gedanken knüpfe ich im Alltag gerne an, wenn es mit Job, Alltag, Kindern und Schule mal wieder stressig wird.

Unsere Vorfahren hatten einen engeren Kontakt zur Natur und haben den stetigen Wandel und die Entwicklung mit Jahreskreisfesten gefeiert, die sich heute noch in christlichen Feiertagen und Bräuchen widerspiegeln. Dieses Wissen fließt immer wieder in den Yoga Walk mit ein, ebenso wie Inspirationen aus Texten und Gedichten, die uns einladen, über die Natur bei uns selbst anzukommen.

„Gehe, als würdest du die Erde mit deinen Füßen küssen.“

Solch schöne Worte hat beispielsweise der vietnamesische Mönch Thich Nhat Han gefunden, der auch die Gehmeditation bekannter gemacht hat.

Ohne Matte, geht das?

Ja, das geht 😊 Es gibt zahlreiche alte und neue Übungen im Stand und natürlich die vielen Bäume, die als standfeste Gefährten unsere Praxis unterstützen können. Wir üben mit oder ohne Schuhe. Im Sommer bietet sich der Yoga Walk ganz besonders als Barfuß-Walk an.

Die ausgewählten Übungen sind für Anfänger und Geübte gleichermaßen geeignet. Wir üben selbstverständlich rückenfreundlich und bei Bedarf angepasst auf individuelle Bedürfnisse.

Wanderung im Regen und Nebel am Tegelberg, Schutzengelweg

Was noch wichtig ist

Yoga im Wald kann sich anders anfühlen als in einem geschlossenen Raum. Und auch die angeleiteten Übungen dürfen noch freier als Einladung angesehen werden. Es geht darum zu spüren, was im jeweiligen Moment richtig ist. Der persönliche Raum ist also noch größer und freier als in einer klassischen Yogastunde. Gleichzeitig sorgt die Gruppe dafür, dass man sich nicht allein fühlt und gemeinsam bei sich ankommt. Durch die Einzeltermine findet sich die Gruppe immer wieder neu und ich freue mich jedes Mal sehr, was für liebe Menschen zusammenkommen und gemeinsam üben.

Wir sind in direktem Kontakt mit der Natur und dürfen uns dem Wetter anpassen. Im Wald ist es meist ein wenig kühler als außerhalb, daher ist mehrlagige, bequeme Kleidung, ggf. Handschuhe und gutes Schuhwerk sinnvoll (sofern du nicht barfuß laufen möchtest).

Es kann vorkommen, dass wir als Gruppe anderen Spaziergängern, Gassi-Gehern oder auch mal den Rettungshunden begegnen. In der Regel ändere ich dann die Route und suche uns geschützte Plätze.

Meist ist das Wetter gut geeignet für den Yoga Walk. Es gibt nur eine Ausnahme: wenn es stürmt und mit herabfallenden Ästen zu rechnen ist. In diesem Fall informiere ich rechtzeitig vor Beginn, so dass du noch die Möglichkeit hast, entspannt zu Hause deine Matte auszurollen 😉

Hast du noch Fragen oder Anregungen? Dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar oder schreibe mir direkt kontakt@yoga-elisabeth.de

Frühlingsboten im Februar

2 Antworten

  1. Hallo Elisabeth,
    wieder ein ganz intensiver, fesselnder Text, der offen und überzeugend wirkt! Toll!
    Ich hoffe, dass ich wieder dabei sein kann!
    LG Mama

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